Habe eine traumhafte Klinge erworben aus rostfreiem Rosendamast, der in Schweden pulvermetallurgisch durch Sintern und Schmieden hergestellt wurde.
Die Klinge hat ca. 300 Lagen und ist bereits auf 60 HRC gehärtet.
Sie verdient natürlich eine besondere Montur. Vorgesehen hatte ich hierfür Zwinge und einen Kugelknauf aus Elfenbeingranulat, das Griffstück selbst aus schwarzem Palmholz. Die Zwischenlagen aus rotem Vulkanfiber und Silber. Hierfür hatte ich Mokkalöffel aus Sterlingsilber flachgeschmiedet.
Die Zutaten:
Meiner Frau gefiel das nicht so richtig. Sie befürchtete, wohl nicht zu Unrecht, dass das doch sehr stark gemaserte Palmholz das Damastmuster der Klinge "erschlägt".
Also neuer Entwurf mit dem schönsten Stück Sambarhirsch, das ich jemals besessen hatte. Am unteren Ende des Geweihstückes sind lediglich 1 mm Markanteil, am oberen Ende sind es gerademal 5 mm. Beim deutschen Hirschen würde das Stück überwiegend aus Mark bestehen.
Auf der Suche nach weiteren Materialien.
So wie unten im Bild könnte ich mir den Griff schon gut vorstellen. Als Zwinge kommt mein alter Ehering aus Weißgold in Betracht; das Griffende soll eine alte Silbermünze schmücken. Die Münze zeigt auf der Rückseite ein Relief Karls des Großen bei der Krönung. Das Relief soll, nach dem Beischleifen auf Hornmaß, komplett erhalten bleiben.
Der Ehering als Zwinge ist bereits angepasst. Ich musste nur geringfügig Hornmaterial abschleifen.
Vorsichtiger Versuch zur Einpassung der Steckangel in das Griffstück. Hierzu bohrte ich mittig ein 3,2 mm starkes Loch, das ich nun mit einem selbstgebastelten Werkzeug vorsichtig aufahle. Bei dem Werkzeug handelt es sich um ein spitz zugefeiltes Stichsägenblatt in einem Feilenheft.
3. September 2012
Jetzt muss ich mir erstmal einen Juwelier suchen, der mir eine Schraube auf die Silbermünze lötet. Die Schraube dient der Stabilisierung zwischen Griff und Endkappe.
Vorher wollte ich die Grobkontur des Hirschhorns vorsichtig an der Silbermünze abarbeiten. Die Umrisse sind mit einem hitzebeständigen Spezialstift aufgetragen, da die Münze beim Schleifprozess tierisch heiß wird.
7. und 8. September 2012
Vorsichtiges Herantasten an die Grundform. Maschinelles Schleifen war wegen der engen Radien nicht mehr möglich. Hierzu hatte ich mir einen achtteiligen Diamantfeilensatz zugelegt.
Zwischenzeitlich telefonierte ich mit den Chemikern bei Uhu, die mich bereitwilligst berieten. Sie empfahlen mir, statt zu löten, die zu verbindenden Teile (Schraube/Silbermünze) mit Uhu Plus Endfest 300 bei 180 Grad im Backofen zu verbacken. Hierdurch erhöhe sich die Endfestigkeit von 1200 N/cm2 bei Raumtemperatur auf 3000N/cm2 (10 N/cm2 entsprechen 1 kg/cm2 Zugkraft).
Nach fünf Minuten Backzeit war die Endfestigkeit erreicht. Alle Versuche, die Schraube zu lösen, schlugen fehl.
10. September 2012
Nachdem ich ein Loch in Schraubenstärke plus 2mm in das Ende des Griffes gebohrt hatte, verfüllte ich das Loch mit Epoxydharz, setze die Schraube ein und verklebte Münze und Horn (diesmal 1 Stunde bei 65 Grad, was einer Festigkeit von 2000N/cm2 entspricht). Kein Schlag, Fall oder sonstiges Ereignis vermag diese Verbindung zu lösen.
Jetzt konnte ich die Hornstruktur mit diversen Feilensätzen exakt aus der Münze ausarbeiten. Die Farbe des Arbeitstuches bitte ich zu entschuldigen.
Es war zwar eine extrem aufwändige Fleißarbeit, die mich jedoch mit einem tollen Ergebnis belohnte. Karl der Goße sitzt genau mittig. Der Münzrand wurde dann noch abgerundet und feinpoliert.
11.September 2012
Den Ehering habe ich heute zu einem Bensberger Juwelier gebracht, der mir zur Klingenseite hin eine Weißgoldplatte auf den Ring lötet und diese dann mit einem passgenauen Schlitz zur Aufnahme der Steckangel versieht. Die "offene" Variante hätte wegen der Hornstruktur zu unhygienischen Zwischenräumen geführt.
12.09.2012
Am 21. September war es soweit. Juwelier Ulrich Brune aus Bensberg hatte meinen Ehering mit einer Weißgoldplatte verschlossen und einen passgenauen Schlitz für die Aufnahme der Steckangel ausgesägt. Eine wahrlich meisterhafte Arbeit.
Zur Klingenseite hin hat er einen 585er Goldstempel angebracht.
Der Ring passt perfekt. Mittlerweile ist auch das Hirschorn der Steckangel angepasst.
Der Klingenrücken steht noch leicht über und musste der Zwinge angepasst werden.
Jetzt fehlt nur noch die Endmontage, d.h. das Verkleben der drei Elemente mit Epoxydharz.
Das Messer ist fertig montiert und liegt toll in der Hand. Die Klingenform und die Gewichtsverteilung sind absolut alltagstauglich.
Das Messer spricht für sich. Die Scheide muss daher schlicht, unauffällig und ohne jeglichen Schnickschnack gefertigt werden.
Hierfür nehme ich rindengegerbtes Leder des schwedischen "Hoflieferanten".
Mittig habe ich eine Nut geschnitten, damit sich das sehr störrische Leder besser biegen lässt. Links sieht man die beiden Laschen für die äußere Gürtelschlaufe, die noch ausgedünnt, verklebt und vernäht werden müssen.
Rechts liegt der geschnittene Lederkeder, den ich, entgegen aller bisheriger Erfahrungen und Lehrmeinungen, nicht bis zum Scheidenmund durchlaufen lasse. Der Keder soll, entsprechend seiner Funktion, oberhalb der Klinge auslaufen. Hierzu habe ich das Kederende von 3mm Stärke gleitend auf 0,5 mm ausgedünnt. Hierdurch bekomme ich eine den Griff eng umschließende Scheide, ohne die sonst übliche Aufdickung des Keders.
Die weiteren Arbeitsprozesse können dem Kapitel "Bau einer Lederscheide" entnommen werden. Die Scheide wurde von mir in Mahagoni vor- und danach in antikbraun endgefärbt. Bis auf meinen Punzierstempel ist die Scheide bewusst schlicht gehalten.
Scheidenmund und Griffende haben denselben Winkel
Schlanker Scheidenmund durch auslaufenden Keder.
Normaler Scheidenmund mit durchlaufendem Keder (siehe Rochenmesser).
Fertiggestellt am 26. September 2012; Materialkosten 1200 €.
Am nächsten Tag traten wir unseren Österreichurlaub an. Die Jausenplatten kann ich kaum noch zählen, nur damit das Messer zum Einsatz kam.
Mit neuem Messerbänkchen aus Hirschkrone und Taguanuss.
Mein Carolus hat im Januar 2013 den Sprung in das Messermagazin geschafft.
Textwiederholung, da unten schlecht lesbar:
"Carolus Magnus an Damast" heißt dieses interessante Stück -Kai Löhmers 14. Messer! Der Griff besteht aus Hirschhorn, die Klinge auis rostfreiem Rosendamast. Der besondere Clou: Die Griffkappe war einmal eine alte Silbermünze, die Karl den Großen zeigt. Die gesamte Fertigung ist im Internet zu sehen: www.hoffnungsthaler-messerwerkstatt.de
6. März 2013 Nachdem ich auf dieser Seite in epischer Breite die Vorzüge des Verklebens mit Uhu plus 300 endfest beschrieben hatte, musste ich nunmehr leider feststellen, dass die Verbindungen wohl doch nicht über jeden Zweifel erhaben sind. Das Messer fiel mir aus ca. 1 m Höhe auf Steinfliesen. Mit einem unangenehmen Klirren sprang Carolus Magnus vom Messer.
Führte am 8. März ein umfangreiches Telefonat mit Herrn Klaus von Uhu (07223 2840, 0171 5261468). Gemeinsam schauten wir uns den Schaden an. Eine plausible Erklärung konnte nicht gefunden werden. Gerade die Stoßsicherheit sei eine der herausragenden Eigenschaften des Klebers. Möglicherweise sei die immer noch reliefartige Struktur der Münzunterseite ursächlich, auch kämen unzureichendes Anschleifen oder Reinigen in Betracht. Herr Klaus empfiehlt Entfernung des Klebers, erneutes Anrauhen der Klebeflächen, deren Reinigung mit Aceton und möglichst dünnem Auftrag von Uhu Plus Endfest 300. Herr Klaus bittet weiterhin um Erfahrungsaustausch (siehe auch Verkleben eines Magneten beim Bau einer Lederscheide).
19. März 2013 Obige Empfehlungen befolgt. Das Carolus Magnus befindet sich wieder im Urzustand.