Hoffnungsthaler Messerwerkstatt
Hoffnungsthaler Messerwerkstatt
Großes Jagdmesser mit Olive und Kamelknochen

Bauzeit Februar bis Mai 2012

Entwurf eines großen vollintegralen Jagdmessers von 22 cm Gesamtlänge aus dem legendären Stahl CPM 420V, der das derzeitige Optimum für rostbeständigen Messerstahl darstellt. Die Griffschalen sollen aus 600jährigem Olivenholz und Kamelknochen gefertigt werden. Die Zwischenlagen aus rotem Vulkanfiber und Messingelementen. Als einziges Zierelement sowie zur Stabilisation soll exakt mittig ein 3 mm Zierpinn aus Messing, Kupfer und Edelstahl eingeschlagen werden.
Der CMP 420V ist ein relativ neuer pulvermetallurgischer Hochleistungsstahl, der aufgrund seiner Zusammensetzung Eigenschaften besitzt, die alle bisherigen Messerstähle um ein vielfaches übertreffen. Er enthält u.a. 2,2 % Kohlenstoff, 13 % Chrom, 9% Vanadium und 1 % Molybdän. Verantwortlich für die enorme Leistungssteigerung ist der extrem hohe Anteil an Vanadium. Der Vorgang des Schärfens eines Messers aus CPM 420V wird infolge der schier unglaublichen Schnitthaltigkeit zum sehr seltenen Ereignis.

Die Klinge ist auf 56 - 59 HRC (Rockwell) gehärtet.
Die bereits auf Länge und Stärke gebrachten Elemente für eine Griffschale. Der Kamelknochen ist auf der Oberseite gewölbt.
Der Aufbau der Griffschale und die Verklebung mit Epoxydharz.

Der Klebe- oder Verschweissungsprozess ist sehr aufwändig, da acht Klebestellen mit unterschiedlichen Materialien und unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten betroffen sind. Zuvor müssen alle Einzelteile völlig plan- und spaltfrei geschliffen werden. Wird hierbei geschlampt, ärgert man sich ein ganzes Messerleben lang. Der Einsatz von Spannwerkzeugen oder kleinen Zwingen verbietet sich, da das Epoxydharz nicht unter Druck verarbeitet werden darf.

Übrigens landete das unten abgebildete Paket als "Rache der Ungeduld" im Mülleimer. Ich wollte den 24stündigen Trocknungs- und Aushärtungsprozess verkürzen und legte das Paket auf die Heizung. Das Ergebnis war dann ein bogenförmiges Gebilde, das sich weder biegen noch auftrennen ließ.
Die bereits plangeschliffene und vorpolierte Griffschale. Die Holz- und Messingelemente haben schon die Rundung des Kamelknochens.

Durch die Dichte und Härte beider Materialien benötigen die Griffschalen nach der Feinpolitur keiner weiteren Behandlung mehr. Öle, Lacke oder Firnis sind überflüssig.
Die Griffmulden für Zeigefinger und kleinem Finger sind bereits eingeschliffen. Insgesamt ist das Griffschalenpaar noch ca. 3mm breiter als der Stahlrohling. Nach dem Verkleben und Vernieten wird das Ganze dann an der Polirette versäubert.
Durch den nicht zu erwartenden Hochglanz der Griffschalen mußte ich die zuvor satinierte Klinge nachträglich ebenfalls auf Hochglanz polieren. So entstand dann ein harmonischeres Gesamtbild.

Das Messer steht auf der Rochenhaut, die später die Scheide schmücken soll.
Schnittmuster der Scheide und bereits entsprechend ausgeschnittenes englisches Sattelleder. Die weiteren Arbeitsschritte können dem Kapitel "Scheidenbau" entnommen werden.
Erstmalig brachte ich die Scheide nach dem System "Wässern und Backen" in Form. Ich legte die fertige Scheide eine Stunde in lauwarmes Wasser. Dann steckte ich das in Bratfolie verpackte Messer in die Scheide und formte mit den Fingern die Klingen- und Griffstrukturen nach. Anschließend fixierte ich die neuralgischen Punkte mit kleinen Helfern und buk das Ganze bei 60 Grad für eine Stunde im Backofen.
Das Ergebnis ist eine formstabile, das Messer fest umschließende und knüppelharte Scheide, die sich selbst unter Feuchtigkeitseinwirkung oder Hitze nicht verändern wird. Die weiße Pastille ist nicht eingefärbt. Sie ist stets Rückenelement eines Rochen. Will man es, wie unten, zentrisch verarbeiten, hat man viel Verschnitt, mit dem man meist nichts mehr anfangen kann (Ausnahme siehe auch Scheide beim Rochenmesser).
Ein wirklich schönes und harmonisches Pärchen. Die Farbe von Pastille und Kamelknochen sind geradezu identisch.
Besonders stolz bin ich auf die hervorragend gelungene Naht, die mich wegen der Dicke der Scheide sowie der Oberflächenstruktur der Rochenhaut viel Mühe gekostet hat.
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