Hoffnungsthaler Messerwerkstatt
Hoffnungsthaler Messerwerkstatt
Mein nunmehr 10jähriger Enkel Max möchte von seinem Opa, sehr zu dessen Freude, ein Messer gebaut haben.

Er hat auch schon konkrete Vorstellungen.
Da kann Opa ja schon was mit anfangen. An Elfenbein und "Dunkeles Holz" kann man rankommen.
Da er mitteilen liess, dass er Muster auf der Klinge wünscht, bleibt zu klären, ob er damit Damaszenerstahl meint oder Filework auf dem Klingenrücken, wie an Omas Messer mit Rochenhaut oder an dem neuen Skinner an Mooreiche.
Gerne kann er seine Wünsche im Gästebuch verewigen oder ein Männergespräch in der Werkstatt suchen..

Hoffnungsthal, am 21.Oktober 2013

Jetzt ist es also raus, was Max mit "Muster" meint (Gästebucheintrag 39)

Lieber Opa.
Vielen Dank für meine erste, eigene Messerseite :-). Finde es supertoll, das ich jetzt im Internet bin.... Also, mit "Muster auf der Klinge" meinte ich die Gravur meines Namens - das fänd ich echt klasse !!!!
So, jetzt bin ich mal riesig gespannt wie mein persönliches Messer entsteht.
Bis bald, dein Max.

25. Oktober 2013, 16.21 h

Das wird allerdings nicht einfach, weil man hierfür eine Graviermaschine benötigt. Kenne allerdings zwei Jungs, die Lasergravuren machen. Mit denen werde ich mich am Montag in Verbindung setzten. Vorher muss ich noch eine spiegelpolierte Monostahlklinge besorgen, da die Gravur sonst nicht gut rüberkommt (geht z.B. in Damaszenerstahl überhaupt nicht).
Am 5. November eingetroffen aus Schweden, ein spiegelpolierter Klingenstahl in dem unverwüstlichen RWL 34.
Habe mit Slava und Mario von Lasergravics telefoniert und von Max Anliegen erzählt (www.lasergravics.de).
Die waren zwar im Stress, aber für Max würden sie die Produktion unterbrechen.
Am Computer hat Slava verschiedene Schrifttypen ausprobiert und gemeinsam haben wir uns dann auf eine schöne Schreibschrift geeinigt.
Danach kam die Klinge in die Laserkammer und wurde exakt ausgerichtet.
Wir waren alle sehr gespannt auf das Ergebnis.
Mir gefällt es.
Max hoffentlich auch.

Jetzt geht es auf die Suche nach Griffmaterial, habe nämlich kein "dunkeles" Holz mehr und die Elfenbeinreste reichen nicht mehr aus.
In der Zwischenzeit werde ich die Zinnscheiben gießen, die Max als Zwischenlagen will. Zinngießen kennt er ja von den Figuren.

Hoffnungsthal, am 9. November 2013
Grobe Skizze, warte noch auf Material.
Jetzt kann es weitergehen. Habe ein sehr interessantes Stück "Schwarzes Palmholz" ( Black Palmira) bekommen, das sehr leicht mit weißen Sprenkeln durchzogen ist. Elfenbein ist auch eingetroffen. Für die Zinneinlagen werde ich einen alten Serviettenring opfern.

Hoffnungsthal am 22. November 2013
Feines Filework in den Klingenrücken. Zur Verhinderung von Kratzern wurde die Klinge mit Tapeband abgeklebt. Im Hintergrund der schon aufgeschnittene Serviettenring.
Hier ist das bereits mit Epoxydharz verklebte Päckchen für die Zwinge, bestehend aus Elfenbein, einer Lage schwarzen Vulkanfibers und dem Zinnring. Der Mittelschlitz für die Aufnahme der Steckangel ist bereits eingearbeitet. Max hatte am frühen Abend angerufen und ich war dann froh, dass er das mit dem schwarzen Vulkanfiber gut fand.
Die hässliche Rückseite des Paketes. Das, was so ausgefranst aussieht, ist absichtlich gemacht. Diese Unebenheiten und Kerben werden benötigt um später Epoxydharz grossflächiger aufnehmen zu können.
Einpassen der Steckangel in das Griffholz. Hierzu muss mit der Hand ein 7 Zentimeter langer Schlitz in das Griffholz eingefeilt werden. Das dauert Stunden und kostet Nerven.
Opa hat sich hierzu ein Werkzeug selber gemacht. Es ist ein spitz zugeschliffenes Stichsägeblatt in einem Feilenheft.
Der Schlitz ist fertig und die groben Konturen sind vorgeschliffen. Mit jedem Bearbeitungsprozess wird das schwarze Palmholz prächtiger.
Es stammt von der Black Palmira, auch Fischschwanzpalme genannt, die in Indien und Ceylon heimisch ist.
Nächster Arbeitsschritt ist jetzt das Verfüllen und Verkleben von Klinge, Griff und Zwinge.
Hierfür nehme ich Epoxydharz, das dann jeweils 24 Stunden aushärten muss, bevor der nächste Arbeitsgang erfolgen kann. Alle Teile müssen angerauht und sorgfältig mit Aceton gereinigt werden.
Aus einem Reststück Elfenbein mache ich mir Pulver, das ich mit dem Epoxydharz vermische, um kleine Lücken aufzufüllen.
Es nimmt langsam Form an. Am Tellerschleifer werden die Übergänge beigearbeitet.
Damit Du das Messer sicherer halten kannst, habe ich in den Griff eine Mulde für Deinen Zeigefinger eingearbeitet. Das war ganz schön aufregend, weil ich so etwas vorher noch nie gemacht habe. Vorne im Bild siehst Du den 20 mm Fräskopf, mit dem ich die Mulde ausgearbeitet habe.
Aufsägen des Serviettenringes für das Abschlusselement.
In das Griffende habe ich eine 4 mm starke Schraube eingelassen. Darunter siehst Du links die Zinnplatte, mittig Elfenbein und rechts Vulkanfiber. Zinnplatte und Vulkanfiber bekommen eine 5 mm Bohrung, das Elfenbein eine 3 mm Bohrung, damit es sich aufschrauben lässt.
Jetzt werden die Einzellagen in der richtigen Reihenfolge verklebt; Zinn auf Holz und Vulkanfiber auf Elfenbein.
So sieht das Messer heute, an Deinem 10. Geburtstag, aus.
Morgen geht es dann weiter, sofern das Harz ausgetrocknet ist.
Lieber Max,
ganz ganz viele Glückwünsche zu Deinem heutigen 10. Geburtstag. Opa und Oma drücken Dich ganz fest.
Leider haben sich die Messerarbeiten erheblich verzögert, weil das erste Griffholz, fast schon endbearbeitet, mitten durchgebrochen ist. Habe erst nach einer Woche Ersatz bekommen.
Hätte es verdammt gerne heute vorbeigebracht. Jetzt musst Du leider noch 14 Tage bis Weihnachten warten, aber bis dahin ist dann auch die Scheide fertig. Lass mich wissen, ob du hierzu farbliche Vorstellungen hast. Kannst Dir ja mal Farben anschauen unter "Bau einer Lederscheide"
Ansonsten wünschen wir Dir einen wunderschönen Tag und viele tolle Geschenke.

Hoffnungsthal, am 9. Dezember 2013

Das Messer ist jetzt endgültig in Form gebracht, geschliffen und poliert, leider erst drei Tage nach Deinem Geburtstag fertig geworden.
Jetzt geht es an die Scheide. Schnittmuster fertigen und aus rindengegerbtem englischen Sattelleder einen Zuschnitt fertigen.
Unten links ist bereits der Keder ausgschnitten, der später verhindern soll, dass Du mit dem Messer den Faden durchschneidest. Die kleinen Zacken dienen dazu, dass der Keder die untere Rundung mitmacht und keine Falten wirft.
Der Keder ist eingeklebt und entspricht jetzt genau dem Klingenverlauf.
Das Ganze wurde in lauwarmen Wasser durchgewalkt. In das nasse Leder habe ich die Kerbe für den späteren Fadenverlauf geschnitten, die Randpunzierung und mein Monogramm eingeschlagen.
Danach musste die Scheide drei Tage am Messer trocknen. Sie nahm dadurch die exakte Messerform an.
Jetzt habe ich den Verschlussknopf aus Bronze angebracht und die Verschlusslasche innen eingearbeitet. Erst danach habe ich die Nahtkanäle gestochen, die restliche Verklebung vorgenommen und die Naht gezogen.
Im unteren Bild kannst Du den Nähkloben sehen, den ich mir extra für Deine Scheide gebaut habe.
Danach musste ich das Messer viermal mit Lederfarbe "antikbraun" färben, bis der Ton endlich dem des Messergriffes entsprach.
So sieht also jetzt Dein fertiges Messer aus. Bin gespannt, wie es Dir gefällt.
Hoffnungsthal, am 26. Dezember 2013.
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