Hoffnungsthaler Messerwerkstatt
Hoffnungsthaler Messerwerkstatt
Im Sommerurlaub 2012 auf Pellworm entdeckte ich in einem Strandguthaufen ein angeschwemmtes Brett. Modrig, nass und verfallen. Je mehr ich in den nächsten Tagen um das Brett herumschlich, je interessanter wurde es. Ich zog es vorsichtig "an Land" und brachte es in unsere Behausung. Bei jeder Berührung zerfiel das Holz. Nach 14tägiger Trocknungszeit im Nordseewind und näherer Begutachtung stand für mich fest, dass das Ding mit nach Hause muss.
Die Holzart ist eindeutig Eiche. Abkantelungen auf der Längsseite sowie die Schwalbenschwanzverzahnungen an den Querseiten lassen auf eine Türe oder Truhendeckel schließen. Zwei große handgeschmiedete Nägel und Rostspuren im Umfeld deuten auf ehemalige Scharniere hin. Ich bin mir relativ sicher, ein altes Schiffswrackteil gefunden zu haben.
Glücklicherweise war mein Freund Günter mit seinem neuen Volvo Kombi mit, der das Brett, ab sofort nur noch Objekt genannt, nach Hoffnungsthal brachte.
Nach weiterer vierwöchiger Trocknungszeit bröselte das Holz nur so vor sich hin. Bei Telefonaten mit Hamburger Restauratoren, spezialisiert auf Holzstabilisationen von Schiffen und Wrackteilen, wurde mir ein Speziallack empfohlen, der mit der Holzrestfeuchte eine chemische Verbindung eingeht und damit dauerhaft konserviert.
Ich bestellte mir zwei Liter und -nach Lesen des Beipackzettels- eine Atemschutzmaske.
Nach 30 Minuten musste ich die zweite Dose öffnen, da mir das Holz gierig den Pinsel leersaugte. Eine Stunde später war dann auch die zweite Dose leer, ohne das ich einen Sättigungsprozess erkennen konnte. Zwei Tage später kam Nachschub. Nach dem dritten Liter stellte sich dann ein leichter Seidenglanz ein, gleichzeitig kam ein unglaubliches Farbspektrum zum Vorschein. Alle Beige-, Braun-, Grau-oder Grüntöne sind vertreten. Nach jeweiligen Trocknungsphasen verstrich ich den restlichen Lack, bis das Objekt eine satte und wunderschön glänzende Oberfläche hatte. Nichts bröselt mehr, die Instabilität durch die Löcher und Längsrisse ist verschwunden.
Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Natur ist in ihrer Kreativität nicht zu schlagen. Jeder Bildhauer wäre neidisch.
Hätte ich Platz, würde ich es einfach nur an die Wand hängen.
Andererseits wäre das gute Stück auch als Tischplatte nicht zu verachten.
Das Geheimnis scheint gelüftet. Im Januar 2013 berichtete der Kölner Stadtanzeiger von einem alten Schiffsfund vor Süderoogsand. Die Hallig ist von Pellworm aus bei Ebbe fußläufig zu erreichen.
Dann erschien noch in der Januarausgabe 2013 des "Pellwormer" folgender Artikel:
Ich kaufte vor Jahren Fliesen aus einer französischen Töpferei, die Weinetiketten edler Jahrgänge so verarbeitet, dass sie beim Brennprozess nicht zerstört werden. Mir kam gleich die Idee, aus diesen Fliesen Frühstücks- oder Käsebretter zu bauen. Die Fliesen habe ich mit Fliesenkleber auf eine 22 mm Tischlerplatte aufgezogen, den aus alter Eiche gefertigten Rahmen mit Eichennägeln an der Tischlerplatte befestigt. Anschließend wurde das Ganze, wie früher üblich, mit Sand und Zement ausgefugt. Sechs Bretter habe ich gebaut und kein Weinetikett wiederholt sich.
Mein ganzer Stolz.

Wohnzimmertisch aus der, schon an anderer Stelle beschriebenen, 600jährigen Eiche. Die Dachstuhlbalken messen 15 X 15 cm und sind hart wie Stein. Die dunklen Stellen sind Reste handgeschmiedeter Nägel, mit denen die Sparren aufgenagelt waren. Extrem aufwändig und kräftezehrend war das Sägen der Gehrungen von Hand mit großen Bügelsägen. Mehr als 40 Sägeblätter blieben auf der Strecke. Ich musste so oft nacharbeiten, dass der Tisch 8 cm kürzer wurde, als geplant. Hierdurch musste ich vier der alten französischen Landhausklinker um diesen Schwund kürzen (in der Mitte deutlich zu sehen). Aus demselben Holz schnitzte ich 24 Holznägel von jeweils 25 cm Länge, die den Tisch zusammenhalten. Die Steine sind in Spieß gelegt und mit Sand und Zement verfugt.

Der Tisch ist für die Ewigkeit und vermittelt ein uriges Lebensgefühl.
Nachdem ich mir ein 70teiliges Landhausbesteck zugelegt hatte, suchte ich nach einer optisch wie funktional ansprechenden Möglichkeit zu dessen Aufbewahrung. Ich fertigte aus der schon erwähnten 600jährigen Eiche ein Besteckregal, an dem jedes Stück seinen eigenen Platz hat. Das Regal wird, wie früher üblich, mit Keilen gehalten. Die Rückwand besteht aus beigem Ziegenvelours, die Oberflächenbehandlung erfolgte ausschließlich mit Bienenwachs.
Rechts und links in der Innenwand sind kleine Kränze eingearbeitet, an denen weniger benötigte Besteckteile, wie Schneckengabeln und Mokkalöffel, hängen.
Im Rückwandbereich schnitt und schnitzte ich aus dem vollen Material ein ornamentales Element zur Aufnahme der Großteile heraus. Zur besseren Fixierung der Teile arbeitete ich in den unteren Bereich kleine Rundmagnete ein.
In meine doch sehr rustikale Küche passen einfach keine modernen Elektro- oder sonstigen Geräte. Was versteckt werden kann, wird versteckt. Ich habe in die Küchenfront so etwas wie eine kleine Bank eingearbeitet, die ebenso gefliest ist, wie die gesamte Küche. Das stark ornamentierte und nach oben aufklappbare Gußeisenteil, herausgeschnitten aus einem alten bergischen Ofen, beherbergt den Toaster. Im geschlossenen Zustand kann man Brötchen aufbacken, aufgeklappt dann Brot. Zieht man den Truhenschlüssel nach oben, wird der eingebaute Toaster aktiviert.
Aus einer massiven Eichenbohle von 5 cm Stärke baute ich diese 50 x 85 cm große Fleisch-, Wurst- oder Käseplatte. Das Holz ist gelaugt, gebürstet und geölt. Die vier Winkelelemente habe ich 1 cm tief ausgeschnitzt. In die Vertiefungen setzte ich je drei Holzdübel. Anschließend goss ich das Ganze mit flüsssigem Altzinn aus. Mein Monogramm habe ich ebenfalls einen Centimeter tief ausgeschnitzt und dann mit Altzinn vergossen. Insgesamt habe ich drei dieser Bretter in unterschiedlichen Größen gebaut. Die Eichenbohle von 6 cm Stärke und beträchtlichen 52 cm Breite war bereits 40 Jahre abgelagert, als ich sie vor ca. 30 Jahren kaufte. Solche Schätzchen gab es, die alten Rösrather mögen sich erinnern, nur beim Sägewerk Klug in der Scharrenbroicher Strasse, vis a vis der Dorfschänke Eckert.
Unten sieht man wieder ein Küchenelement zum "Verstecken der Kaffeemaschine". Wie bereits beim Toaster, arbeitete ich auch hier mit den alten Ofenelementen. Die halbrunden Wangen der Gußelemente flexte ich weg und hatte danach vier gerade Platten, aus denen ich die untere Tür baute, wie auch die kleinen Türen im oberen Schränkchen. Die horizontale Platte versah ich mit einem massiven Eichenrahmen und einem Zwölffachprofil. Rechts neben der Platte befindet sich ein alter Fenstergriff aus Bronce und Büffelhorn, den ich in Paris auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Der Griff soll aus dem Schloss Versailles stammen. Links im Bild, unter der Arbeitsplatte, sieht man einen grauen Kasten, der normalerweise verdeckt ist. Dies ist ein Transformator, der mir 220 Volt in 12 Volt umwandelt. Drückt man gegen den Fenstergriff, so fährt die eichenumrandete Platte nach oben und befördert die Kaffeemaschine ans Licht. Angetrieben wird das Ganze vom Schiebedachmotor eines Mercedes, der eine Spindel antreibt.
Die kleinen Türen haben runde Messingknäufe und laufen in handgeschmiedeten Scharnierstangen. Das Schränkchen beherbert Kleinteile wie Untersetzter, Schnapsgläser etc.
Antriebssystem im Schrankinneren. Rechts befindet sich der Schiebedachmotor, links davon das Getriebe, das die Gewindestange bewegt. Die acht Zentimenter hohe Messingmutter sorgt für einen stabilen Rundlauf. Die Bühne, auf der die Kaffemaschine steht, bewegt sich in vier vertikal angebrachten und kugelgelagerten Schubladenzügen.

Der kleine rote Block vorne im Bild ist der Endschalter, der verhindert, das die Bühne "über das Ziel" hinausschießt.
In Schlössern und Burgen haben mich schon immer die sogenannten "Donnerbalken" begeistert. Sind sie doch zumindest optisch ansprechender und hautsympathischer als Keramik und Kunststoff. Also baute ich mir einen Donnerbalken, der natürlich im Inneren moderne Keramik beherbergt. Rechts, neben der Positionslampe, ist die Abzugsvorrichtung für den Spülkasten, der zwei Zimmer weiter in einem Abstellraum hängt und über Seilzug funktioniert. Klopapierrhalter und Abzugsvorrichtung sind aus der Rückwand einer alten Truhe gefertigt.
Die Oberflächenbehandlung der alten Eiche erfolgte aus hygienischen Gründen ausnahmsweise mit einem Zweikomponentenbootslack. Rechts neben dem Klodeckel ist ein kleiner Bronzekopf integriert, der, zieht man an ihm, eine Spieluhr in Gang setzt. Zündet man dann noch die Kerze an, ist das Geschäft nahezu perfekt.
Gegenüber befindet sich der Waschtisch, der, zwingenderweise, aus demselben Holz gefertigt werden musste. Der Fliesenspiegel ist aus antiken römischen Marmorfliesen gearbeitet. Unser Alibert, ein großes aufklappbares Bullauge und die Beleuchtung stammen aus demselben alten Segelschiff wie die über dem Klo hängende Positionslampe.
Wie schon erwähnt, verträgt meine Wohnung keinerlei technischen Schnickschnack. Das Verstecken meiner früheren Miniboxen schädigte natürlich das Klangbild. Nachdem ich meine Musikanlage "hochgerüstet" hatte, mussten andere Boxen her. Nach monatelangen Recherchen und vielen Gesprächen mit Boxenbauern und Musikexperten, besonderer Dank gilt hierbei der Fa. MSP am Neumarkt sowie den Jungs von "acc" am Hansaring, beschloss ich den Eigenbau.

Altes abgelagertes Eichenholz ist ein hervorragender Werkstoff für den Boxenbau, da es für ein trockenes und homogenes Klangbild sorgt. Es wird nur deshalb nicht zum Boxenbau verwendet, weil Massivholz üblicherweise zu Rissbildungen neigt und mithin für die Hersteller zu Gewährleistungsproblemen führen würde.

Die Boxen sind jeweils mit zwei Mitteltieftönern von Audax (HM 130 Z 4) sowie jeweils einem Hochtöner (openair OA 12x12) ausgestattet. Sie sind doppelwandig gebaut; zwischen dem Kerngehäuse und dem Außengehäuse ist 3cm starker bayrischer Nadelfilz gelagert, den mir die Fa. Filz Gnos in Köln maßgeschnitten hat, einschließlich der Rundungen für die Membranen (diese auf der Bandsäge). Diese Methode zur Verhinderung jedweder Schwingungen wandte schon Boxenpapst Dieter Burmester bei seiner legendären B 97 an.

Für die linke Box entwarf ich den unten abgebildeten barocken Stuhl, der im Sitzkasten den Subwoofer beheimatet. Der Sitzkasten im mit 5 mm Nadelfilz ausgeschlagen, der Subwoofer hängt, damit er nich durch die Wohnung läuft, an nachspannbaren Stahlseilen. Stellt man eine Münze auf den Stuhl, so bleibt diese, selbst bei den basslastigsten Stücken, stehen.

Für High-End Interessierte:
Zum Einsatz kommt der legendäre "Sunfire True" von Bob Carver, mit dem er, so die Fachwelt, die Physik auf den Kopf gestellt hat. Er leistet bei 2700 Watt 18 Hertz und einen extremen Schalldruck von 115 Dezibel. Der Subwoofer verfügt über eine eigene Endstufe. Die beiden gegenüber liegenden Membranen machen jeweils einen Hub von 6,5 cm. Beim Hineinschwingen beider Chassis entsteht im Gehäuse ein Luftdruck von knapp 70 bar bei einer Luftgeschwindigkeit von Mach 1,2.
Rücken und Fußteil sind aus dem vollen Material herausgearbeitet. Die Verbindungsstege wurden in wochenlanger Schleif- und Schmirgelarbeit rund gearbeitet, die Verbindungsknoten hingegen eckig gehalten.
Hinter dem Gitter sieht man den 5 cm starken Nadelfilz mit runder Öffnung, dahinter dann den hängenden Subwoofer. Der Zusammenbau der einzelnen Bauelemente erfolgte ausschließlich mit handgeschnitzten Holznägeln. Die alten geschmiedeten Eisennägel im vorderen Bereich der Sitzfläche sind lediglich optische Stilelemente.
Die Satellitenbox steht auf einer alten Steinsäule, ist natürlich aus demselben Holz gebaut, doppelwandig, filzgelagert und höhenmäßig ausgerichtet. Die Ausrichtung erfolgte allerdings umgekehrt. Erst baute ich die Box mit der Steinsäule, dann baute ich den Stuhl so, dass er exakt dieser Höhe entsprach. In Kombination mit dem Sunfire spielt die Musik mit einer enorm realistischen Raumdarstellung.

Technische Fragen zu den anderen Komponenten der Anlage, zur Stromversorgung, der Kabelwahl, von Aufstellungsproblematiken etc. beantworte ich gerne.
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